In Luzern Nord ist ein neues Zentrum am Heranwachsen. Aus dem ehemaligen reinen Industrieareal Viscosistadt in Emmen sowie rund um den Seetalplatz entstehen schrittweise neue, attraktive Stadtquartiere. Es sollen bis zu 1500 neue Wohnungen und rund 4000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Dazu gehört die kantonale Verwaltung, die an diesem Standort ihren neuen Sitz erhalten soll. Teil dieses visionären Konzepts ist eine Energieversorgung, die ökologisch und nachhaltig ist. Dazu wurde im Frühjahr 2018 mit dem Wärmeverbund Seetalplatz AG eine eigenständige Tochterfirma der Monosuisse AG gegründet. Sie erzeugt ab 2020 aus dem Grundwasser sowie aus industrieller Abwärme Energie. «Damit können wir in Zukunft die Mieter auf dem Areal der Viscosistadt sowie die umliegenden Nachbarn kostengünstig und effizient mit Wärme und Kälte versorgen», erklärte Viscosistadt-Geschäftsführer Alain Homberger an einer Medienkonferenz.
Wärme und Kälte aus dem Grundwasser
Unter dem Gelände am Ufer der Kleinen Emme fliesst seit der Eiszeit ein mächtiger Grundwasserstrom. Ein ergiebiger Anteil dieses Wassers wurde von der ehemaligen Viscosuisse bereits vor mehr als hundert Jahren erschlossen und für ihre industriellen Prozesse – vor allem für Kühlzwecke – verwendet. Aus fünf Brunnen wird der neue Wärmeverbund in Zukunft das Grundwasser in die Wärmezentrale pumpen. Diesem wird mit einem Wärmeaustauscher ein Teil der Wärme entzogen. Mit dieser Energie wird Wasser in einem anderen Kreislauf erwärmt, der zusätzlich durch die Abwärme der Industriebetriebe der Viscosistadt gespiesen wird. Das so aufgeheizte Wasser wird über isolierte Fernwärmeleitungen zu den Gebäuden geleitet. Wiederum über einen Wärmetauscher wird dort das lokale Heizsystem erhitzt. Dadurch werden dem Verbundsystem einige Grad an Temperatur entzogen und das Wasser fliesst im Kreislauf zurück zur Wärmezentrale. Analog zum aufgewärmten Wasser gibt es einen Kreislauf mit kaltem Wasser, der für die Kühlung verwendet wird. Die verwendeten Pumpen werden auch mit Solarstrom betrieben, der auf den eigenen Dächern gewonnen wird.
Massive Umweltentlastung dank neuer Energie
Mit diesem Projekt werden die Vorgaben der Energiestrategie 2050 für die Areale rund um den Seetalplatz bereits jetzt erfüllt. In Zukunft werden jährlich 25 Gigawattstunden Energie direkt vor Ort erzeugt und die Umwelt so um rund 5’800 Tonnen CO2-Ausstoss entlastet. Dies entspricht einer Menge von rund 0.15‰ des gesamten CO2- Ausstosses der Schweiz. Um Verbrauchsspitzen abzudecken, muss künftig nur noch auf maximal 7% fossile Energie zurückgegriffen werden. Der Anschluss der Grundstückbesitzer in der Umgebung an das Netz ermöglicht eine Energieversorgung, die umwelttechnisch und energetisch auf dem neusten Stand ist, spart Platz in den Gebäuden und senkt so die Unterhaltskosten der Partner. Damit die Wärmeverbund Seetalplatz AG einen Teil des neuen Stadtzentrums in Zukunft nachhaltig mit grüner Energie versorgen kann, wird er innerhalb der nächsten Jahre Investitionen von rund 25 Mio. Franken tätigen. Der Wärmeverbund Seetalplatz ist ein Kooperationsprojekt über und mit verschiedenen Arealen und Partnern. Den Grundstein legten der Teilrichtplan Wärme Luzern Nord und Süd mit Regierungsratsbeschluss von 2015 sowie der 2017 vom Gemeindeverband LuzernPlus genehmigte Energieverbund für den Seetalplatz.
Zukunftsweisendes Projekt
«Die von der Wärmeverbund Seetalplatz AG entworfene Energieversorgung für die Viscosistadt ist ein Leuchtturmprojekt und zukunftsweisend für den ganzen Kanton», erklärte Regierungspräsident Robert Küng an der Pressekonferenz. Im Juni 2018 hat das Luzerner Stimmvolk das totalrevidierte Energiegesetz angenommen. Mit dem neuen Energiegesetz trägt der Kanton Luzern seinen Teil dazu bei, die Energiestrategie 2050 des Bundes und die internationalen Klimaziele zu unterstützen. Dazu gehört auch die Förderung erneuerbarer Energien und eine effiziente Energienutzung – denn mit dem Einsatz von erneuerbaren Energien sinkt der Bedarf nach fossilen Brennstoffen. Die visionäre Energieversorgung der Wärmeverbund Seetalplatz AG unterstützt das neue Energiegesetz exemplarisch, erklärte der Luzerner Energiedirektor weiter.