Warum Unternehmen Geschichten erzählen sollten

Hätten die ersten Christen statt Geschichten zu erzählen Corporate Identity Broschüren geschrieben, dann würde heute niemand mehr von ihnen sprechen. Unternehmen sollten sich dies zum Vorbild nehmen, denn auch sie müssen die Seelen ihrer Kunden und Mitarbeiter gewinnen

Wer sich in guter Gesellschaft wohl fühlt, erzählt eine Geschichte oder lässt sich selber unterhalten. Eine gute Geschichte bringt Menschen zusammen, weckt ihre Neugierde und bleibt in den Köpfen haften. Was im Privatleben funktioniert, müsste auch für Unternehmen Pflicht sein. Doch die Realität sieht anders aus. Statt ihre Kunden mit Geschichten zu überzeugen, bombardieren Firmen ihre Kunden mit PowerPoint-Präsentationen und langeweiligen Newslettern und faden Facebook-Einträgen. Dabei ist die Kunst des Geschichten-Erzählens gar nicht so schwierig: man muss das erzählen, was man selber gerne hören würde.

Das Rezept Botschaften zu platzieren

Erfolgreiche Chefs wissen schon lange, dass eine unterhaltsame Geschichte bei Mitarbeitern nicht nur gut ankommt, sondern auch das beste Rezept ist, eine Botschaft zu platzieren. Sie muss nur glaubwürdig sein und gut erzählt werden. Dieses eigentlich nahe liegende Vorgehen ist seit einigen Jahren eine Managementmethode und hat einen Namen erhalten: «Story Telling». Und wie jede neue Methode weckt sie das Interesse von Unternehmensberatern, Trainern und Hochschuldozenten, ist es doch eine neue Geschichte, die sich verkaufen lässt. Leider tönt dies dann oft so: «Seit einigen Jahren wird Erzählen immer häufiger bewusst und strategisch in Organisations- und Veränderungsprozesse integriert. Das notwendige Rüstzeug für dieses Wissensmanagement-Tool liefert die Methode Story-Telling.» Diese Ausschreibung ist der unbeholfene Versuch, die Methode des Geschichten-Erzählens in ein wissenschaftliches Mäntelchen zu hüllen. Der Gewinn für die Teilnehmer eines solchen Kurses dürfte aber nicht allzu gross, weil der Veranstalter offenbar die Kraft der Methode nicht erkannt hat.

Fundament von Nationen, Firmen und Religionen

Mythen und Geschichten sind das Fundament von Nationen, Firmen und Religionen. Eine kleine Geschichte wirkt oft mehr als tausend Argumente. Dazu braucht es keinen komplizierten wissenschaftlichen Überbau, sondern einfach den Willen, die Methode im Alltag anzuwenden und ein bisschen Talent dazu. In jedem Unternehmen werden von den Mitarbeitern Geschichten erzählt und über jedes Unternehmen gibt es Geschichten zu erzählen. Es gilt diese Schätze aufzuspüren, zu heben, zu verdichten, die richtigen Worte dafür zu finden und diese dann mit den geeigneten Medien zu verbreiten. Damit kann ein Unternehmen nicht nur Botschaften verbreiten, sondern gewinnt die Menschen. Gute Geschichten haben einen Helden, einen Anfang und eine Lösung am Ende. Sie schaffen damit Vorbilder und ermöglichen die Identifikation mit Werten. Im Gegensatz zu starren Konzepten, die nur Leitplanken setzen können, zeigen Geschichten die Richtung des Handelns an.

Mit Geschichten Journalisten überzeugen

Die Anwendung in Unternehmen ist vielfältig. Wer mit seiner Medienarbeit Erfolg haben will, der erzählt am besten eine Geschichte, welche die Journalisten überzeugt. Diese können ihren Lesern oder Zuschauern nämlich keine Leitbilder oder Strategiepapiere vorsetzen, sondern müssen die Wirklichkeit auf kurzem Raum verdichten. Deshalb sind sie den ganzen Tag auf der Suche nach guten Geschichten. Aber auch ein Manager, der vor Kunden oder Mitarbeitern sprechen muss, sollte seine Rede mit einer kurzen Geschichte einleiten. Wenn er diese überzeugend vorträgt, dann hat er nicht nur die Sympathie seiner Zuhörer auf sicher, sondern auch bereits seine Botschaft in den Köpfen platziert. Daneben eignet sich das Story-Telling aber auch dafür, auf Internetseiten, in Broschüren oder Präsentationen die wesentlichen Werte eines Unternehmens in wenigen Sätzen darzulegen. Doch das Story-Telling bietet noch andere Vorteile. Wer sich mit dieser Methode anfreundet, der wird merken, dass Kommunikation mit Medien, Mitarbeitern oder Kunden auch Spass machen kann. Es gibt nämlich meist nicht nur eine, sondern tausend Geschichten zu erzählen. Die Zuhörer wissen dies im Gegensatz zu Power-Point-Präsentationen zu schätzen.