Diskreter Sparringpartner im politischen Tagesgeschäft

Was macht ein «Persönlicher Mitarbeiter» einer Ständerätin? Im Mitgliedermagazin der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz gibt Adrian Bühler einen Einblick in seine Tätigkeit. Für ihn ist klar: «Einen «Persönlichen Mitarbeiter» zeichnet aus, dass er viel weiss und wenig sagt – nicht umgekehrt.»

Vorbei am Wasserspiel auf dem Bundesplatz betrete ich das Bundeshaus jeweils durch den Haupteingang. Der Badge als «Persönlicher Mitarbeiter» der Luzerner Ständerätin Andrea Gmür macht das möglich. Jedes Mitglied des eidgenössischen Parlaments kann zwei Personen eine Zutrittskarte vergeben. Mit dieser darf man sich in der Wandelhalle und in den anderen nichtöffentlichen Teilen des Parlamentsgebäudes frei bewegen. Der Badge öffnet einen unverstellten Blick in das emsige Treiben der eidgenössischen Räte.

Dem «Persönlichen Mitarbeiter» klassischer Prägung entspreche ich aber nicht. Das hat mit dem Arbeitsverständnis von Andrea Gmür zu tun. Ob Meinungsartikel, Votum im Ständerat, Grusswort an der Diplomfeier oder Antrag in der Kommission - Andrea Gmür erarbeitet und schreibt in der Regel alles selber. Im Gegensatz zu vielen ihrer Kolleginnen und Kollegen unter der Bundeshauskuppel delegiert sie inhaltliche Arbeit kaum. Darin gründet eine ihrer Stärken. Anstatt sich auf oberflächliche Résumés zu verlassen, beackert sie ihre Dossiers bis in die Tiefe. Ein unschätzbarer Vorteil in der Politik, den man sich mit Nachtschichten verdienen muss.

Kennengelernt haben wir uns 2007, als wir beide in den Kantonsrat gewählt wurden. Andrea Gmür als politische Newcomerin in der Stadt Luzern, ich als Parteisekretär im Wahlkreis Hochdorf. Nach acht gemeinsamen Jahren im Ritterschen Palast schaffte Andrea Gmür 2015 den Sprung in den Nationalrat, 2019 in den Ständerat. Beide Wahlkämpfe habe ich für die Stadtluzernerin geleitet und umgesetzt.

Seit ihrer Wahl ins eidgenössische Parlament stehe ich Andrea Gmür als Sparringpartner im politischen Tagesgeschäft zur Seite. Dabei übernehme ich Abklärungen und Recherchen für Vorstösse. Ich schärfe Texte oder redigiere Interviews. Vor Arena-Sendungen analysieren wir gemeinsam die Argumente und offenen Flanken der politischen Konkurrenz. Vor Medienauftritte unterstütze ich die Ständerätin dabei, kritische Fragen zu erörtern. Ganz häufig geht es der Ständerätin aber einfach darum, eine Zweitmeinung oder eine politische Aussensicht einzuholen. Meistens telefonisch, selten im Bundeshaus. Weil wir uns kennen und vertrauen, ist klar: Ich sage, was ich denke – nicht, was sie vermeintlich gerne hören würde. Gleichzeitig sind die Rollen klar verteilt. Ich unterstütze und berate. Die Ständerätin entscheidet.

Unser Austausch hält sich nicht an Bürozeiten. Wie für andere Agenturkunden auch bin ich für die Luzerner Ständerätin in der Regel immer erreichbar. Auch am Sonntagabend, wenn der Tatort läuft. Die zeitliche Flexibilität braucht es, um ein guter Dienstleister und Sparringpartner zu sein. Ebenso gegenseitiges Vertrauen, politische Nähe, ein hohes Mass an persönlicher Loyalität, Diskretion und Vertraulichkeit. Einen «Persönlichen Mitarbeiter» zeichnet aus, dass er viel weiss und wenig sagt – nicht umgekehrt.

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